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Pflegetagebuch

Um einen richtigen Pflegegrad zu erhalten, ist es zu empfehlen, das sogenannte Pflegetagebuch zu führen. Hier dokumentieren Sie sorgfältig Ihren pflegerischen Zeitaufwand sowie die konkreten Unterstützungsleistungen, die eine pflegebedürftige Person im Alltag benötigt.

Obwohl das Pflegetagebuch kein Dokument im juristischen Sinne ist, kann es auf die Begutachtung positiv auswirken. Somit bekommt der Gutachter einen besseren Einblick in die aktuelle Pflegesituation, auch wenn die Pflegebedürftigkeit beim Begutachtungstermin selbst weniger ersichtlich ist (so z.B. bei Demenz). Außerdem kann das Pflegetagebuch ein wichtiges Instrument werden, wenn Ihr Antrag abgelehnt wird oder wenn Sie mit dem zugewiesenen Pflegegrad nicht einverstanden sind.

Pflegetagebuch richtig führen

Im Internet lassen sich mehrere Vorlagen für das Pflegetagebuch finden. Es kann in unterschiedlichen Formen geführt werden, was auch Freiraum für zusätzliche Notizen bietet. Welche Angaben sollten Sie aber auf jeden Fall machen, um Ihren Pflegeaufwand realistisch darzulegen?

Zu den wichtigen Punkten gehören die Angaben über die betroffene Person selbst, über die Pflegebehandlungen (wie z.B. Waschen, Anziehen, Essen etc.) und gebrauchte dafür Zeit in Minuten (dabei handelt es um die gesamte Zeit, so z.B. wenn Sie die zu pflegende Person zuerst überzeugen müssen, etwas anzufangen). Außerdem ist es wichtig, den geistigen Zustand der Pflegebedürftigen zu zeigen, so z.B. Vergesslichkeit oder Aggressivität.

Zeitaufwand

Die aufgewendeten für die Pflege Zeiten sind als Angaben besonders wichtig. So können Sie hier zwischen Pflege in Tages- und Nachtzeiten unterschieden, wie im folgenden Beispiel:

„morgens“: 6 bis 12 Uhr

„mittags“: 12 bis 18 Uhr

„abends“: 18 bis 22 Uhr

„nachts“: 22 bis 6 Uhr

Außerdem sollten Sie in Ihrem Pflegetagebuch die konkreten Arten von Hilfen aufzählen, die den Grad der Selbstständigkeit einer Person verdeutlichen. Vermerken Sie z.B.., ob Sie einige Aktivitäten nur unterstützen, teilweise oder komplett übernehmen. Die demenziell erkrankten Menschen brauchen dabei manchmal “nur“ Anleitungen und Erinnerungen, was aber auch zum pflegerischen Aufwand gehört. Außerdem ist es häufig notwendig, dass Sie als Angehörige weiter dabei sind, damit die erkrankte Person etwas bis zu Ende führt und nicht unterbricht.

Bei der vollständigen Übernahme der Pflege sind vom Gesetzgeber zudem Orientierungswerte zur Pflegezeitbemessung für Verrichtungen der Grundpflege (Körperpflege, Ernährung, Mobilität) festgelegt. Diese können auch beim Ausfüllen des Pflegetagebuchs als Orientierung benutzt werden (so sind z.B. für Ganzkörperwäsche 20 bis 25 Minuten, für Duschen 15 bis 20 Minuten vorgesehen).

Erschwernisfaktoren

Darüber hinaus können Sie Faktoren angeben, die Ihre Pflege besonders aufwendig machen. Zu solchen möglichen Erschwernisfaktoren gehören z.B.:

  • Großes Körpergewicht
  • Schluckstörungen/Störungen der Mundmotorik/Atemstörungen
  • Abwehrverhalten
  • Zeitaufwendiger Hilfsmitteleinsatz
  • Nicht geeignete räumliche Bedingungen

Aber auch die psychischen Einschränkungen der pflegebedürftigen Person können die Grundpflege wesentlich erschweren und müssen aufgeschrieben werden, z.B.:

  • Mangelnde Motivation
  • Wahrnehmungsstörungen
  • Schwankender Hilfebedarf
  • Abwehrverhalten mit Behinderung der Pflegeperson

Pflegetagebuch beim Begutachtungstermin

Wenn Sie diese Daten in Ihrem Pflegetagebuch ausführlich dokumentiert haben, helfen Sie dem Gutachter, die Pflegebedürftigkeit richtig einzuschätzen. Somit erhöhen Sie auch Ihre Chancen, den korrekten Pflegegrad und die entsprechenden Leistungen zu bekommen. Umgekehrt: Je weniger Informationen dem Gutachter vorliegen, desto stärker kann die Entscheidung von Ihren Erwartungen und von der in der Tat vorhandenen Pflegebedürftigkeit abweichen. Gleichzeitig hilft das Pflegetagebuch den Angehörigen selbst, sich mit den Anforderungen der Pflege auseinanderzusetzen und eigenen Zeitaufwand zu realisieren.

Viele Pflegebedürftige sind am Tag der Begutachtung besonders aufgeregt oder wollen ihren Zustand besser präsentieren, als er normalerweise ist. Es fehlt vielen Menschen sehr schwer, nach einem Leben in Unabhängigkeit eigene Pflegebedürftigkeit zu akzeptieren. Besonders bei Anwesenheit einer neuen Person und in der Situation einer Begutachtung schämen sich viele Patienten, über eigene Bedürfnisse zu sprechen oder sie zu zeigen. Genau in solchen Situationen ist das Pflegetagebuch sehr hilfreich. Denn hier werden alle Alltagsaktivitäten aufgezeigt, in denen Unterstützung notwendig ist. Auch der Zeitaufwand für die Pflege wird dabei deutlich, wenn die Selbstständigkeit des Betroffenen am Tag der Begutachtung besonders gut präsentiert wird.

Zusammenfassung

  • Beginnen Sie rechtzeitig mit dem Pflegetagebuch. Am besten mindestens 1-2 Woche vor dem Termin mit MDK oder gleichzeitig mit dem Einreichen Ihres Antrages
  • Fügen Sie alle wichtigen persönlichen Daten des Pflegeversicherten ein
  • Tragen Sie alle an der Betreuung und Pflege beteiligten Personen zusammen mit den Betreuungszeiten ein (Tages- oder Nachtpflege)
  • Dokumentieren Sie Arten der Hilfen, die die pflegebedürftige Person braucht (Anleitung, Beaufsichtigung, Unterstützung, teilweise und vollständige Übernahme der Tätigkeit)
  • Führen Sie das Pflegetagebuch konsequent und sehr detailliert, dokumentieren Sie minutenweise alle erbrachten Unterstützungsleistungen, egal, ob es “nur” Anleitung oder eine komplette Übernahme einer Tätigkeit ist